„Es kommt mir vor, als kennen wir uns schon ewig“
… dabei ist es noch nicht mal ein ganzes Jahr her, dass Krystyna von der Schiffweiler Agentur Pflegeherzen an die Saarbrücker Familie H. vermittelt wurde – ein Glückstreffer für alle Beteiligten. Zur Tochter hat die 64-Jährige ein freundschaftliches Verhältnis, der betreute Vater schätzt die freundliche, hilfsbereite Art und die Kochkünste der polnischen Helferin.
„Einen schönen Pullover hast du an.“ Sagt Horst H., als sich seine Betreuerin Krystyna – frisch umgezogen – neben ihm auf dem Sofa nieder lässt. Zuvor hatte er kerzengerade da gesessen und aufmerksam, aber schweigend, das Gespräch verfolgt. Schwer zu beurteilen für den fremden Gast, ob und wieviel der 91-Jährige versteht. Und dann das! „Die Streifen sind verschieden breit“, analysiert Horst H. das Muster des schwarz-weiß gestreiften Shirts interessiert. Im Laufe der Unterhaltung, die größtenteils von Tochter Eva bestritten wird, überrascht der gelernte Autoverkäufer immer wieder mit reflektierten, oft humorvollen Äußerungen.
Es geht ihm gut. Das sieht man, das hört man und das sagt er auch selbst. Das Beste: Auch Krystyna und Eva H. lassen keinen Zweifel daran, dass diese Konstellation hier im Erdgeschoss des vom Großvater, einem Lockführer, erbauten Hauses in einem Saarbrücker Vorort, kaum besser sein könnte. Seit August letzten Jahres gehört die Familie zum Kundenstamm der Schiffweiler Agentur Pflegeherzen – keine Hoppla hopp-Entscheidung, sondern eine wohl durchdachte.
„Überall in meinem Freundeskreis bestand dasselbe Problem: Die Eltern werden mit einem Mal pflegebedürftig, aber die Kinder wollen ihre Berufstätigkeit noch nicht aufgeben.“ Eine Freundin sei dann in die unangenehme Lage gekommen, die gestürzte Mutter sehr schnell in eine Einrichtung unterbringen zu müssen. „Das war für mich der Punkt zu sagen. Wir regeln das jetzt, solange alles noch funktioniert“, erklärt Eva H.. Vor die Wahl gestellt, was er im Fall der Fälle bevorzugen würde, entschied sich Horst H. für eine Betreuung in den eigenen vier Wänden. Also wurde die Wohnung barrierefrei umgebaut und sich in der Pflege- und Betreuungsbranche umgeschaut.
Als Horst H. schließlich mehr Hilfe im Alltag benötigte, kamen die aus Familienkreisen empfohlenen Pflegeherzen ins Spiel. Zunächst fand Eva H. es seltsam, drei Kurzporträts als alleinige Entscheidungshilfe zugemailt zu bekommen: „Da stand nicht viel, nur ein paar Personendaten, das Foto und Hobbys“ – wenig Informationen wenn es darum geht, jemanden in sein Leben und sein Haus zu holen, mit dem man Tag und Nacht auskommen muss. „Ich habe meine Schwester gefragt und wir haben uns beide unabhängig voneinander für Krystyna entschieden. Eine gute Wahl“, fügt sie hinzu. „Das war Sympathie auf den ersten Blick.“ Die so Gelobte nickt und fügt lächelnd hinzu: „Halleluja“.
Die gelernte 64-jährige Verwaltungsangestellte, die Abitur vorweisen kann und studiert hat, arbeitete 27 Jahre im Büro. Nach den politischen Umbrüchen in Polen verlor Krystyna ihre Stelle. „So bin ich nach Deutschland gekommen.“ Drei Monate versorgt sie Horst H., dann ist sie zwei Monate daheim in Wałbrzych (Waldenburg) bei ihrer Tochter und der Enkelin, während Kolleginnen sie vertreten. Natürlich falle es schwer, nach dem Heimurlaub wieder in den Bus zu steigen. Aber sie hat es gut getroffen bei der Saarbrücker Familie. Eva und ihr Mann wohnen im Obergeschoss, wenn sie Hilfe benötigt, ist immer jemand zur Stelle. „Wir machen die Feuerwehr, wenn etwas ist“, bekräftigt Eva H. .
Hinterm Haus zieht sich ein wunderschöner naturnaher Garten den Hang hinauf. An „guten Tagen“, wenn es der Gesundheitszustand erlaubt, begleitet Krystyna den Hausherren dorthin. Früher hat Horst H. hier viel selbst gemacht. Er war auch leidenschaftlicher Segler und Skifahrer. Seine Kriegsverletzung – ein Granatsplitter deformierte seine linke Hand, nur zwei Finger konnten die Ärzte retten – hat ihn nie daran gehindert. „Mein Vater hat noch die kleinste Uhr selber repariert“, erinnert sich Eva H. an ihre Kindheit. Besonders gern denkt sie an den alten weißen 180er Mercedes zurück, den die Familie eine ganze Weile benutzt hat. Mit ihm holte der Vater seine Frau und die Töchter Freitagabend immer vom Einkaufen im Zentrum ab. Dann fuhr man zur Oma, die ein großes Restaurant in Saarbrücken betrieb. „Dort gab es für uns Kinder eine Limo“, man unterhielt sich, schaute in der Küche bei Schwager und Schwägerin vorbei und dann ging es wieder nach Hause.
Als seine Frau, Evas Mutter, schwer erkrankte, pflegte Horst H. sie liebevoll und übernahm den gesamten Haushalt. Nun, wo er selbst auf Unterstützung angewiesen ist, sind alle froh, eine Perle wie Krystyna zu haben. „Es ist nicht immer alles problemfrei“, lenkt Eva H. ein. In den Monaten, in denen Krystyna in Polen ist, muss man auch mal mit Betreuerinnen Vorlieb nehmen, die nicht ganz so gut „passen“. Umso schöner, wenn „die Perle“ dann wieder da ist. Dann gibt es auch wieder öfter Spinat: Schön mit gebratenen Zwiebeln und Knoblauch, mit Muskat gewürzt und mit Dürrfleisch verfeinert. „Für Papa ist es eine Katastrophe, wenn es ihm nicht schmeckt“, erklärt die Tochter. Aber das ist zum Glück bei Krystyna noch nie vorgekommen. Viel frisches Gemüse, mageres Fleisch, Fisch – gesund und lecker kocht die 64-Jährige, „ein bisschen polnisch, viel deutsch.“ Wobei Spinat das absolute Lieblingsgericht von Horst H. ist, „der beste, den ich je gegessen habe“.